Das US-amerikanische Ortungssystem GPS bekommt bald Konkurrenz

Seit es satellitengestützte Navigationssysteme gibt, ist das US-amerikanische System GPS Planetpraktisch konkurrenzlos. Aber die Zeit der GPS-Alleinherrschaft geht unwiderruflich zu Ende. In den nächsten zwei Jahren nehmen drei mächtige Alternativsysteme den Kampf auf.

Ob GPS Grund hat, sich vor ihnen zu fürchten und um wen es sich dabei handelt klärt der nachfolgende Artikel.

Inhaltsverzeichnis

  1. Ortungsapps
  2. Galileo
  3. Glonass
  4. Beidou

1. Ortungsapps

Beidou, Glomass und Galileo nennen sich die drei aus Asien und Europa stammenden weltweit agierenden Konkurrenzsysteme. Dahinter stecken keine Privatunternehmen sondern Regierungen und damit praktisch unbegrenzte Finanzmittel.

Derzeit positionieren die drei Systeme ihre letzten Satelliten im Weltall. Sobald diese Phase abgeschlossen ist, beginnt der Konkurrenzkampf. Erste Handyhersteller haben darauf bereits reagiert und statten ihre neuesten Handymodelle mit einer entsprechenden Ortungsapp aus.

2. Das europäische Ortungssystem Galileo

Im Unterschied zu den vom Militär betriebenen Systemen GPS, Beidou und Glomass untersteht das 2003 von der EU und der Europäischen Weltraumorganisation ESA initiierte Galileo ziviler Kontrolle. Nach vielen Verzögerungen bevölkern inzwischen 18 Galileo-Satelliten den Erdorbit, zwölf weitere sollen bis 2020 folgen.

Erste Galileo-Ortungsdienste sind bereits erhältlich. Da jedoch das Satellitennetz noch nicht vollständig ist, greift Galileo derzeit auch auf die Daten anderer Satellitennavigationssysteme zurück.

Daher stehen auch die derzeit aktiven Galileo-Dienste noch nicht rund um die Uhr zur Verfügung.

Die Kompatibilität von Galileo

Das Galileo-Ortungssystem ist kompatibel zu GPS und zu Glonass. So kann Galileo seine eigenen Daten mit denen der anderen Systeme kombinieren und dadurch eine metergenaue Echtzeit-Peilung vorzunehmen. Neben dem Verkehr liegt der Schwerpunkt des Galileo-Systems auf Bereiche, in denen eine besonders präzise Ortung gefragt ist, insbesondere Such- und Rettungsdienste.

Einige Galileo-Handys gibt es bereits

Bereits 2016 erschienen die ersten Handys mit Galileo-Unterstützung und es werden stetig mehr. Ab 2018 soll jedes in Europa erhältliche Fahrzeug über ein Galileo-System und damit auch über das EU-weite europäische Notrufsystem eCall verfügen.

Wird ein solcher Notruf abgesetzt, erhält der Rettungsdienst präzise Daten über die genauen Koordinaten des Unfallorts, den Unfallzeitpunkt und sogar die Fahrtrichtung.

Zu den populärsten Handys mit Galileo-Funktion zählen derzeit:

  • BQ Aquaris X5 Plus
  • Archos 50 Diamond
  • Huawei Mate9
  • Samsung Galaxy S8 und S8+
  • TP-LINK Neffos X1, X1 Max und Y5

3. Das russische Ortungssystem Glonass

Bereits seit 2005 ist das russische Ortungssystem GLONASS global aktiv, seit 2011 ist es für kommerzielle Anwendungen freigegeben.

SatellitZur Optimierung der Ortungsgenauigkeit entwickelt Russland derzeit ein multikompatibles Satellitennavigationssystem, welches die Daten sämtlicher Navigationssatelliten verarbeiten kann.

Während etwa bei GPS alle Satelliten mit unterschiedlicher Kodierung in der gleichen Frequenz funken (Code-Multiplexing/CDMA), sendet jeder GLONASS-Satellit auf einer eigenen Frequenz, aber mit einer einheitlichen Kodierung (Frequenz-Multiplexing/FDMA). Um die Verbreitung ihres Ortungssystems zu befeuern, hat Russland Importverbote für Handys ohne Glonass-Unterstützung erlassen.

Inzwischen bieten praktisch alle führenden Handyproduzenten wie etwa Apple, Sony oder Samsung Handys mit Glonass-Funktion an.

4. Beidou – der schlafende Tiger erwacht

Beidou ist das chinesische Wort für das Sternbild des großen Bären Bereits seit 2011 betreibt China mit Beidou (oder BDS) im ostasiatischen Raum ein leistungsfähiges GPS-System. Bis spätestens 2020 soll Beidou weltweit empfangbar sein.

Seit 2015 existiert eine Kooperation zwischen Beidou und Glonass mit dem Ziel, die volle Kompatibilität zwischen diesen beiden Systemen herzustellen. Dadurch soll eine schnellere und präzisere Ortung ermöglicht werden, welche die von GPS bei weitem übertrifft.