Heikles Thema Handyortung: Sage ich meinem Kind, dass ich sein Handy überwache?

Das Verhältnis von Eltern und Kindern basiert zum Großteil auf Vertrauen. Gleichzeitig sorgt man sich als Elternteil aber auch um die Sicherheit des Nachwuchses und möchte ihn nicht beunruhigen. So ist die Handyortung bei Kindern aus Sicherheitsgründen sicherlich eine gute Wahl aber es bleibt die Frage, ob man dem Kind davon berichten soll?

Inhaltsverzeichnis

  1. Rechtliche Grundlagen
  2. Handyortung ohne Notfall
  3. Risiken der Handyortung
  4. Positiv gegen Proteste wirken

1. Die rechtliche Seite: Ist die Handyortung von Kindern legal?

Rein rechtlich gesehen liegt die Handyortung des Nachwuchses zu 100 Prozent im Bereich der Legalität. So ist es den Eltern erlaubt, die Handys der Kinder zu orten, sofern es sich um den eigenen Nachwuchs handelt, der noch nicht volljährig ist. Zudem ist in diesem Fall das Orten ohne Zustimmung möglich.

Diese Option kann zwar einiges vereinfachen, birgt jedoch auch ein Problem in sich. So müssen Eltern einerseits nicht zwangsläufig mit ihren Kindern darüber diskutieren, ob die Handy-Überwachung für sie in Ordnung ist.

Andererseits kann eine Ortung, ohne das die Kinder darüber Bescheid wissen, auch einen Vertrauensbruch darstellen. Das ist natürlich besonders dann ein Problem, wenn die Kinder in Erfahrung bringen, dass ihr Handy geortet wird.

Die „Entdeckung“ der Handyortung

Kinder können durchaus selbst herausfinden, ob ihr Handy geortet wird oder nicht. In vielen Fällen spielt hier auch der Zufall eine große Rolle. So kann es beispielsweise sein, dass die Eltern nachfragen, warum sich der Nachwuchs in der Einkaufsstraße aufgehalten hat, anstelle bei einem Freund zu lernen.

girl-908168_1280 by geralt- pixabay.comNatürlich kann behauptet werden, dass Bekannte das Kind gesehen haben aber irgendwann glaubt das der Nachwuchs auch nicht mehr. Oder man verspricht sich versehentlich und deckt die Ortung auf diese Weise selbst auf. Bei diesen und ähnlichen Gelegenheiten wird der Nachwuchs sehr verärgert sein und das Eltern-Kind-Vertrauen bekommt in der Regel zunächst einmal einen gehörigen Knacks.

Diese Situation wieder in Ordnung zu bringen dürfte sicherlich einige Zeit und Nerven kosten. Hier können Eltern durchaus in Erklärungsnot geraten, da ein zufälliges Aufdecken der Ortung zumeist sehr den Beigeschmack einer regelrechten, allgemeinen Überwachung des Kindes trägt.

Personenortung vorher abklären?

Natürlich gibt es aber auch die Möglichkeit, die Ortung vorab mit dem Kind zu besprechen. Allerdings sollte man hierbei auch das Alter des Kindes beachten.

Das bedeutet, dass bei jüngeren Kindern oftmals einfachere Worte zum Verständnis besser geeignet sind. Gelogen sollte hierbei natürlich nicht werden. Ältere Kinder verstehen dagegen die Situation in ihrer Komplexität besser.

Doch wie kann man die Handyortung gegenüber seinen Kindern erklären?

Das ist im Grunde genommen ganz einfach. So kann erklärt werden, dass man das Kind nicht an sich überwachen möchte, sondern dass es sich hierbei um eine Notfall-Hilfe handelt.

Zu Notfällen können unter anderem folgende Situationen gehören:

  • Das Kind hat sich verlaufen und dank der Handyortung kann es einfacher und schneller gefunden werden.
  • Man ist an einem bestimmten Treffpunkt verabredet und findet sich nicht. Auch hier ist die Ortung eine gute Hilfe.
  • Das Kind hat einen Unfall – dank Handy-Ortung können die Eltern schnell vor Ort sein.

2. Verlockende Versuchung: Handyortung ohne Notfall

Allerdings birgt die Handy-Ortung aber auch eine „Gefahr“ in sich: So ist man als Elternteil schnell versucht, die Überwachung zu nutzen, obwohl kein Notfall eingetroffen ist.

child-891201_1280 by Antranias - pixabay.comSchließlich kann man sich auf diese Weise versichern, dass der Nachwuchs gut in der Schule angekommen ist, sich wirklich auf dem Nachhauseweg befindet oder tatsächlich im Kino und nicht auf einer Party ist.

Die Versuchung ist kann durchaus sehr groß sein. Dennoch ist es ratsam, hiervon abzusehen. Denn die Gefahr einer etwaigen Aufdeckung bleibt natürlich bestehen und zum anderen sollte man sich hierüber im Klaren sein, dass man das Vertrauen des Kindes ausnützt.

3. Risiken: Etwaige Folgen einer nicht abgesprochenen Handy-Ortung

Findet das Kind heraus, dass die Handy-Ortung ohne seine Zustimmung oder zu anderen, als den besprochenen Zwecken benutzt wurde, kann das weitere Folgen haben, als „nur“ eine Störung des häuslichen Friedens. Denn das Kind kann auch selbst dafür sorgen, dass die Ortung ein Ende findet. Schließlich müssen einige Sachverhalte gegeben sein, damit die Überwachung möglich ist:

  • Das Smartphone muss über eine Verbindung zum Mobilfunknetz verfügen
  • Es ist eine aktive GPS-Funktion notwendig
  • Der Kontakt zum Satelliten ist ebenfalls vonnöten

Das bedeutet, dass der Nachwuchs beispielsweise die GPS-Funktion deaktivieren und behaupten kann, das Handy hätte keinen Empfang gehabt.

Immerhin ist es unter anderem auch möglich, den Akku aus dem Smartphone zu nehmen und das Handy auszuschalten. Noch problematischer wird es, wenn der Nachwuchs die Ortung aufdeckt, sie unterbindet aber nichts davon erzählt. Irgendwann werden die Eltern sicherlich skeptisch werden, wenn eine Ortung überhaupt nicht mehr möglich ist.

games-722105_1280 by TanjaO - pixabay.comIn dieser Situation kann sich ein schwelender Konflikt entwickeln, der durchaus irgendwann zu einem noch größeren Streit eskalieren könnte. Außerdem sollte bedacht werden, dass das Kind dann auch im Notfall nicht mehr geortet werden kann. Somit leidet dann nicht „nur“ das Vertrauen, sondern die Möglichkeit einer schnellen Hilfe in einer Notlage ist dann ebenfalls nicht mehr möglich. So gesehen hat man sich als Elternteil dann quasi selbst ausgebootet.

Die bessere Wahl: Eine vorherige Absprache

Wer als Elternteil eine Handy-Ortung des eigenen Nachwuchses umsetzen möchte, sollte diese zuvor mit seinen Kindern absprechen. Auf diese Weise wird nicht nur ein Vertrauensbruch verhindert, sondern ebenfalls ein etwaiger Familienstreit vermieden.

Außerdem ist das eine gute Möglichkeit, um seinen Kindern zu beweisen, dass man ihnen vertraut:

Andernfalls würde man schließlich nicht mit ihnen über die Ortung reden, sondern diese ganz einfach ohne ihr Wissen umsetzen.

Darauf kann man den Nachwuchs natürlich auch aufmerksam machen, allerdings dezent und idealerweise in Form eines Hinweises und nicht etwa als Druckmittel.

Wer seinem Kind erklärt, dass man die Überwachung nur als eine Hilfe im Notfall einsetzen möchte, der wird sicherlich auch Verständnis dafür erhalten. Allerdings sollte man sich als Elternteil dann natürlich an diese Absprache halten.

4. Positiv gegen Proteste wirken: Was tun, wenn das Kind die Handy-Ortung ablehnt?

Sollte sich das Kind trotz Erklärung und gutem Zureden nicht dazu bringen lassen, der Handy-Ortung zuzustimmen, dann empfiehlt es sich, das hinzunehmen. Auch wenn es schwerfällt. Gibt es wirklich keinen wichtigen Grund, weshalb die Handy-Ortung notwendig sein könnte, dann sollte diese bei Widerspruch unterlassen werden.

Besteht ein solcher Grund, dann muss dem Kind erklärt werden, dass diese unabdingbar ist, man aber damit keine generelle Überwachung umsetzt. Bei besonderen Krankheiten kann eine Ortung beispielsweise eine schnelle Hilfe ermöglichen und so das Wohlergehen des Kindes sicherstellen.

In solchen und ähnlichen Fällen empfiehlt es sich dann, an das Verständnis des Kindes zu appellieren. In der Regel verstehen Kinder, bei einer dementsprechend gute Erklärung durchaus, warum eine Ortung sinnvoll sein kann.