Indoor-Tracking: Smartphone-Nutzer werden in Einkaufszentren überwacht

Die GPS Ortung eines Smartphone bietet bekanntermaßen viele Vorteile. Insbesondere dann, wenn Personen vermisst werden cleveland-1936108_640 by tpsdave - pixabay.comoder sich diese in einer Notsituation befinden, kann eine Ortungs-App für eine solche Personenortung sinnvoll genutzt werden. Interessant ist aber auch, dass sich mittlerweile sogar Betreiber von Einkaufszentren diese Technik zunutze machen.

Die britische Tageszeitung The Times hat schon 2008 berichtet, dass in britischen Einkaufszentren die Kundinnen und Kunden ohne Zustimmung über ihr Smartphone überwacht werden. Der nachfolgende Bericht soll über diese Überwachungsmöglichkeit aufklären.

Inhaltsverzeichnis

  1. So funktioniert die Überwachung in Einkaufszentren
  2. Worum geht es bei der Datenerhebung?
  3. Gibt es auch Beispiele aus anderen Ländern

1. Wie werden die Kunden in den Einkaufszentren überwacht?

Handy- oder Smartphone-Besitzer sind in Großbritannien selbst vor einer Handyortung in Einkaufszentren nicht geschützt. Dies betrifft aber nicht nur Einheimische, sondern auch Touristen, die zufälligerweise dort shoppen gehen möchten.

Die Überwachungstechnik nutzt die moderne Handyortung und zeichnet auf, wann der Kunde das Einkaufszentrum betritt und wie lange er sich dort aufhält.

Selbst die Route von Geschäft zu Geschäft wird aufgezeichnet. Ebenfalls wird registriert, wenn der Kunde das Einkaufszentrum wieder verlässt. All dies erfolgt bedenklicher Weise ohne Einverständnis.

Ist die Vorgehensweise legal?

Bisher nutzen nur wenige Einkaufszentren diese Ortungs-Technik. Es sollen jedoch noch weitere folgen. Nach Aussage von The Times sind die Signale, die ein Smartphone aussendet, zwar anonym, jedoch können dennoch Rückschlüsse aus einer Datenauswertung gewonnen werden, aus welchem Land die SIM-Karte stammt.

Aus diesem Grund liegt diese Vorgehensweise hart an der Grenze der Legalität.

2. Worum geht es bei der Datenerhebung?

Die britischen Einkaufszentren nutzen diese Datenerhebung, um das Kaufverhalten ihrer Kunden zu überprüfen. Interessant ist zum Beispiel ein Einkaufszentrum in Portsmouth. Dort wurde festgestellt, dass besonders viele Deutsche dort einkauften. Aus diesem Grund wurden in den Geschäften und auf den Parkplätzen neue Hinweisschilder mit deutschen Übersetzungen angebracht.

Britische Datenschützer sehen diese Art der Überwachung kritischer:

Besonders bedenklich wäre es, wenn neben der Handyortung auch andere persönliche Daten abgegriffen werden könnten, sodass detaillierte Profile der Handynutzer und noch tiefer gehende Kaufgewohnheiten ermittelt werden könnten.

Momentan ist leider noch nicht bekannt, ob die betroffenen Einkaufszentren diesbezüglich gegen einen Datenmissbrauch Maßnahmen ergriffen haben.

3. Gibt es auch Beispiele aus anderen Ländern?

Wie im Jahr 2016 bekannt geworden ist, müssen in den Vereinigten Staaten die Mobilfunkprovider in wenigen Jahren eine Handyortung auch in Gebäuden für Notrufe realisieren. Eines der Startup-Unternehmen ist Nextnav, die sich dieser Problematik annehmen möchte. Die US-Regulierungsbehörde FCC verlangt, dass zukünftig Notrufe per Mobilfunktelefon nicht nur jederzeit abgesetzt werden können, sondern der Standort genau lokalisiert werden kann.

Nextnav hat ein System entwickelt, welches mit besonders wenigen Funksendern auskommt und in Ballungsgebieten eine solche Ortung möglich macht.

Eine Handyortung ist im Freien problemlos per GPS möglich. Leider scheitert diese Technik in geschlossenen Räumen.

Nextnav entwickelte einen Sender, der zwischen 920 bis 928 MHz ein synchronisiertes GPS-Zeitsignal ausstrahlt. Hierbei handelt es sich um das escalators-1866493_640 by Pexels - pixabay.comMetropolitan Beacon System, ein Boden-GPS, welches auch in Gebäuden von den Smartphones empfangen werden kann. Über ein Triangulationsverfahren können auf diese Weise Handys und Smartphones in Gebäuden relativ genau geortet werden. Damit auch festgestellt werden kann, in welchem Stockwerk sich der Notruf befindet, arbeitet Nextnav mit präzisen Luftdrucksensoren, die ebenfalls in vielen Smartphones mittlerweile verbaut sind. Zusätzlich verwenden die Nextnav-Sender noch eigene Wetterstationen, damit ein Referenz-Luftdruck ermittelt werden kann. So können in 80 % aller Fälle die Positionen geortet werden.

Wie zwischenzeitlich bekannt geworden ist, haben nicht nur Rettungskräfte Interesse an diesem System. Ähnlich wie im vorgenannten Beispiel in Großbritannien, bemühen sich große und bekannte IT-Konzerne um ein sogenanntes Webseiten-Tracking und um eine Ortung von Smartphone Besitzern, die sich in Geschäften oder Einkaufszentren aufhalten.